Erlebniswelt Moor

Ackerbau und Moorbrandkultur

Nachdem der Bau einer Behausung vollbracht ist, gilt es nun, sich einer weitaus größeren Herausforderung zu stellen: dem Ackerbau. Hinsichtlich der in den Moorkolonien angewandten Methode des Ackerbaues offenbart sich ein wesentlicher Unterschied zu der in der Geest üblichen Praxis. Wird in der Geest auf der Grundlage der Plaggendüngung vorwiegend Roggen und Hafer angebaut, so ist man in den Moorkolonien nahezu ausschließlich auf Moorbrandkultur und Buchweizenanbau angewiesen.

 

Hochmoorflächen werden dazu vor dem Winter flachgründig entwässert und im darauffolgenden Frühjahr in Brand gesetzt. Anschließend wird Buchweizen in die noch heiße Asche eingesät. Der Brand wird durch die vorherrschenden Windrichtungen und die nach unten zunehmende Feuchtigkeit des Moorbodens reguliert. Der in dieser Form kultivierte Moorboden kann sechs Jahre bestellt werden. Danach ist eine 30-jährige Brache nötig.

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Das Hochmoor gilt als sehr frostempfindlich, so ist der entwässerte und bearbeitete Moorboden noch anfälliger für Spät- und Bodenfröste. Für das im Bourtanger Moor linksemsisch gelegene Schöningsdorf wird die mittlere Dauer der frostfreien Periode mit spärlichen 72 Tagen angegeben. Dabei kommt es nicht selten vor, dass extrem frühe und späte Fröste zu schwerwiegenden Ernteverlusten, des ebenfalls äußerst kälteempfindlichen Buchweizens führen. Darüber hinaus streut dieser bei Wind und Trockenheit überaus stark, daß die Ernte nicht selten zwischen elf und sechzehn Uhr unterbrochen werden muss. Die Hartnäckigkeit, mit der viele Siedler auf ihrer Plaaze trotz aller Widrigkeiten ausharren, erhärtet die Vermutung, dass die Ansiedlung im Moor gleichermaßen Ausdruck für den angestrebten sozialen Aufstieg in den Bauernstand ist.

Die entscheidenden Ursachen für die beinah schicksalhafte Verarmung der Neubauern können an dieser Stelle wie folgt zusammengefasst werden:

Die fehnkoloniale Wirtschaftsform scheidet wegen ungenügender Anbindung an Verkehrswege zu Land wie zu Wasser und der fehlenden Handelsmärkte von vornherein aus. Zustände, die dem Absatz agrarischer Produkte ebenfalls nicht dienlich sind. Neben den Nachteilen der Moorbrandkultur ist es die Mittellosigkeit der Siedler, die fehlende Unterstützung des Staates  sowie die wirkungsvolle Widerstandstandsfähigkeit der Altgemeinden, die eine gedeihliche Entwicklung der Moorkolonien langfristig verhindern. Noch heute verlaufen politische und volkskundliche Grenzen vielfach durch die Mitte der Moore. Sie trennten und trennen bäuerliche Bevölkerungsgruppen, deren Eigenarten, Gebräuche, Mundarten und konfessionelle Bindung deutlich verschieden sind.