Erlebniswelt Moor

Mit dem Emslandplan verschwanden die Moore

Dampflokomobil das den Mammutpflug zog
Dampflokomobil das den Mammutpflug zog

1950 beschloss der Bundestag, die Moore in Nordwest-Niedersachsen in einem Gewaltakt trockenzulegen, sie urbar zu machen für Land- und Forstwirtschaft und für die Ansiedlung von Flüchtlingen aus dem Osten.

Gründe für die Verabschiedung des Emslandplans waren unter anderem:

  •   strukturelle Rückständigkeit der Region

  • niederländische Gebietsforderungen,

  • Ansiedlung vertriebener und geflüchteter Landwirte aus den deutschen Ostgebieten

  •   recht ergiebige Erdöl- und Erdgasfunde im Emsland und der Grafschaft Bentheim

  • ungesicherte Ernährungslage

Mit Hilfe riesiger Tiefpflüge (so genannter Ottomeyerpflüge, die bis zu einer Tiefe von 2,4 m den Boden umpflügten) wurden weite Moorgebiete (zum Beispiel das Bourtanger Moor) sowie Heideflächen umgegraben und landwirtschaftlich urbar gemacht (was aus damaliger Sicht verständlich, aus heutiger Sicht unter Naturschutzaspekten eher kritisch zu betrachten ist) und ein tiefgreifender Wandel der Region eingeleitet. Neben dem Anlegen neuer Straßen, sonstiger Verkehrswege und Bauernhöfe entstanden rund 1.250 Neusiedlerhöfe sowie etwa 5.000 Nebenerwerbsstellen sowie völlig neue Dörfer oder Ortsteile.

Mammutpflug   "Schwalbe des Emslandes"
Mammutpflug "Schwalbe des Emslandes"

Für die Hochmoorkultivierung wurde das Verfahren der Deutschen Sandmischkultur entwickelt. Es beruht darauf, Torfschichten im Moor mittels eines Pfluges mit dem darunterliegenden Sand zu vermengen. Außerdem soll die wasserundurchlässige Ortsteinschicht gebrochen werden um den Wasserabfluss zu verbessern.

Die Firma Ottomeyer aus Bad Pyrmont hatte dieses Verfahren zusammen mit der Staatlichen Moorversuchstation in Bremen entwickelt. Das gegenüber der Deutschen oder Niederländischen Hochmoorkultur enorm zeitsparende Verfahren kam vor allem im Emsland von 1950 bis 1970 zum Einsatz, um die endlosen Moorflächen zu erschließen.

Torfkraftwerk

Torfkraftwerk Wiesmoor (1910)
Torfkraftwerk Wiesmoor (1910)

Ein Torfkraftwerk ist ein Kraftwerk, in dem Torf als Brennstoff zur Erzeugung von Strom oder Heizwärme eingesetzt wird.

Da die Moore, aus denen der Torf gewonnen wird, heute als wertvolle Naturreservate angesehen werden, wird Torf heute in Mitteleuropa nicht mehr im großen Maßstab als Brennstoff verwandt, und viele Länder haben ihre Torfkraftwerke aufgegeben. In der Europäischen Union betreiben nur noch Irland, Finnland und Schweden Torfkraftwerke in nennenswerter Größe und Anzahl.

In Deutschland wurden zwei Torfkraftwerke betrieben, beide mit Rostfeuerung. Das Torfkraftwerk Wiesmoor (1909 – 1965) und das Torfkraftwerk Rühle (1926 - 1974). Zwingend notwendig für ein Torfkraftwerk sind große Torfvorkommen in unmittelbarer Nähe zum Kraftwerk. So entstand das Kraftwerk Wiesmoor in direkter Nähe zum Moor. Das Kraftwerk Rühle befand sich am Rand des Bourtanger Moores.