Die Kaiserpfalz in Paderborn gilt als Geburtsstätte des Bistum Paderborn. Die Pfalz liegt am Schnittpunkt des ost-westlich verlaufenden alten „Hellweges“ mit der von Süden kommenden „Frankfurter Straße“. Karl der Große hielt hier 777 die erste Reichsversammlung und Synode auf sächsischem Boden ab. Es wurden die Einrichtung von Missionsgebieten zur Christianisierung Sachsens und wahrscheinlich auch der spanische Feldzüge beschlossen.
799 empfängt der Frankenkönig in seiner Pfalz, den aus Rom geflüchteten Papst Leo III., dem u.a. ein unwürdiger Lebenswandel (darunter Ehebruch und Meineid) vorgeworfen wurde vor einem Aufstand in Rom. Gegenleistung war die Gründung des Bistums Paderborn und die Zusage zur Krönung Karls zum Kaiser, die im Jahr 800 in Rom erfolgte.
806 ernennt Karl den adligen Sachsen Hathumar, der im Knabenalter als Geisel dem Bischof von Würzburg unterstellt wurde, zum ersten Bischof von Paderborn (806-815). Die Einheit von Kirche und Reich war nun offiziell Staatsdoktrin und die Bistumserrichtung vollzogen.
Eine erste rechtliche Aufwertung erfuhr das Bistum 822 durch Ludwig den Frommen mit der Verleihung der Immunität, die adlige Gerichtsbefugnisse im Territorium ausschloss.
Karl III. übertrug 885 dem Domklerus das Recht der freien Bischofswahl.
Eine in der Geisteswelt des frühen Mittelalters nicht minder wichtige religiöse Aufwertung erfuhr das Bistum durch zahlreiche Stifts- und Klostergründungen (Corvey 822, Böddeken 836, Niggenkerken 863, Neuenheerse 868) und Reliquientranslationen: Hl. Liborius nach Paderborn und St. Veit nach Corvey 836.
Aufgrund von Streitigkeiten mit der Bürgerschaft der Stadt Paderborn verlegte Bischof Heinrich von Spiegel im Jahr 1370 die bischöfliche Residenz nach Neuhaus, von wo aus bis zur Annexion durch das Königreich Preußen 1802 das Fürstbistum Paderborn regiert wurde.
Nach der Unterwerfung der Sachsen lies Karl der Große den Hellweg zu einer Königstraße ausbauen. Am Hellweg ließ er in je 50 km Abstand Königshöfe errichten z.B. in Paderborn und Höxter. Dazwischen gab es im Abstand von je 14 bis 18 km kleinere Stützpunkte z.B. in Brakel. Damit wurde der Hellweg zu einer militärischen Aufmarschstraße der Karolinger.
Im 12. Jahrhundert verlor der Hellweg an politischer Bedeutung, er wandelte sich immer mehr zur Pilger- und Handelsweg. Der überregionale Handel mit Salz und Metallprodukten erlebte einen Aufschwung, regional wurden Bier und Getreide gehandelt, ab dem 14. Jahrhundert kam die Steinkohle als Handelsobjekt hinzu.
Frankfurter Weg - Via Regia
Der Frankfurter Weg, vereinzelt auch als Bremer Weg bezeichnet, ist eine ehemalige Via Regia (Königsweg), die von Frankfurt am Main über Paderborn und Lemgo nach Minden und dann von dort auf dem rechten Weserufer nach Bremen führte. Er verband damit die Gebiete des Rheins und des Mains mit denen der Weser und der Nordsee. Bereits im Altertum war er als Zinn- und Bernsteinstraße bekannt.
Eine der markantesten Figuren der Geschichte, die
den Frankfurter Weg bereiste, dürfte der Frankenkönig Karl der Große
gewesen sein, wenn er von der Paderborner Kaiserpfalz mit seiner Soldateska weiter nach Norden gegen die Sachsen zog.
Mit einem Empfehlungsschreiben Ludwigs des Frommen zogen Gesandte des Bischofs Badurad 836 von Paderborn nach Le Mans und erbaten die Gebeine eines Heiligen. Bischof und Gläubige schenkten ihnen daraufhin schweren Herzens die Gebeine des heiligen Liborius. Zugleich schlossen beiden Kirchen einen „Liebesbund ewiger Bruderschaft“.
Schon im Mittelalter überschritt die Verehrung des hl. Liborius die Grenzen des Bistums Paderborn, es wurden Partikel der Gebeine in andere Regionen weitergegeben, so dass sich ein Netzwerk von Libori-Zentren bildete. Es erstreckt sich von Deutschland über Österreich, Italien, Malta, Spanien und Portugal, Tschechien, Polen, Ungarn, Russland, Frankreich und Belgien.
In den am Handel mit Spanien interessierten Hansestädten ist Jakobus der grotere" ein populärer und überaus verehrter Heiliger. Von Höxter über Brakel, Bad Driburg, Paderborn und weiter entlang des Hellweges nach Dortmund entwickelte sich im 11. und 12. Jahrhundert der Pilgertourismus durch das Bistum.
Um die Pilgerströme nach Rom und Santiago de Compostela zu locken wurde seit 1300 jedes 50. Jahr (später jedes 25.) zu einem „Heiligen Jahr“ erklärt.
Im 15.Jahrhundert erlebte der Pilgerort durch die Einführung besonderer Gnadenjahre, in denen ein vollkommener Ablass gewährt wurde, einen weiteren Aufschwung. Sein Einzugsbereich reichte bis Skandinavien und Ostmitteleuropa.
Zwar existieren weder für das
Hoch- noch das Spätmittelalter Hinweise auf konkrete Pilgerzahlen, aber aus englischen Pilgerschifflizenzen lässt sich für das 15. Jahrhundert erkennen, dass in den Heiligen Jahren etwa
vierzehnmal so viele Pilger wie in Normaljahren nach Santiago de Compostela gekommen sind. Auf ihrer langen Pilgerschaft wollten Pilger so viele Heiligengräber wie nur möglich aufsuchen, jede
Ortschaft, „die was auf sich hielt“, bot Gläubigen neben Unterkunft und Verpflegung auch immer mindestens
eine Reliquie an.
Dem Aufruf des Papstes zum Kreuzzug nach Livland (1199) folgten viele Kreuzfahrer. Adelige, Ritter, und Kaufleute. Bischof Albert von Buxhöveden aus Bremen war dazu mit Privilegien des Heiligen Römischen Reiches und des Papstes ausgestattet: Ohne gesonderte Genehmigung des Papstes durfte Albert Kreuzfahrerheere zusammenstellen und nach Livland schicken. In der Folge entwickelte sich ein regelrechter „Kriegstourismus“ der Kreuzfahrer. Jeden Sommer machte sich eine bedeutende Anzahl von Rittern aus Niedersachsen und Westfalen von Lübeck aus auf den Weg über die Ostsee. Für zwei Jahre Dienst in Livland wurde ihnen als Gegenleistung die Vergebung ihrer Sünden versprochen.
Von 1199 bis 1224 kehrte Albert jedes Jahr nach Norddeutschland zurück, um neue Teilnehmer zu werben. 1211 zog er und mehreren Mönchen aus Marienfeld zur Missionierung ins Baltikum. Ihm folgten Bernhard II Edelherr zu Lippe sowie zahlreiche Kaufleute aus Westfalen, die damit schon die Verbindungen und Handelswege der späteren Hanse vorbereiteten. Dabei waren die Stadtgründungen von besonderer Bedeutung, denn hier waren die Märkte, auf denen die Händler ihre Waren umsetzen konnten.
Handel und Kirche hatten anfangs durchaus gemeinsame Interessen. Bernhard II. zur Lippe gründete in seinem Herrschaftsgebiet 1185 die Hansestadt Lippstadt und dort das Augustinerinnen-Stift (Klein) St. Marien sowie 1190 die Hansestadt Lemgo.
Während seiner Aufenthalte im Baltikum beteiligte er sich an den Kriegs- und Kreuzzügen des Schwertbrüderordens. 1218 wurde Bernhard schließlich zum Bischof des neu errichteten livländischen Missionsbistums Selonien-Semgallen ernannt.
Höhepunkt seines Lebens war 1219 die Weihe seines Sohnes Gerhard zum Erzbischof vom Hamburg-Bremen durch ihn und seinen Sohn Otto, Bischof von Utrecht. Von seinen 6 Töchtern waren vier Äbtissinnen unter anderem Gertrud II Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Herfords.
Bernhard V. zur Lippe (* 1277; † 1341) gilt als der Schöpfer des Fürstbistum Paderborn. Allein viermal stellte das Haus Lippe einen regierenden Fürstbischof im Bistum Paderborn.
Das Fürstbistum umfasste in etwa das Gebiet der heutigen westfälischen Kreise Paderborn und Höxter mit Ausnahme des Bereiches um die Stadt Höxter, der das Territorium der Fürstabtei Corvey (ab 1779 Fürstbistum) bildete.
Erstmals 1309 wurde ein ständischer Rat geschaffen, der aus je vier Domherren und Ministerialen und je zwei Bürgern der Städte Warburg und Paderborn bestand. Die gegenseitige Abhängigkeit, zumal in einer krisenhaften Situation, formte allmählich verfassungsähnliche Gesetze heraus, die mehr und mehr das Fürstbistum Paderborn herauskristallisierten.
Das festgelegte landesrechtliche Zusammenspiel zwischen Domkapitel, Landesadel und Städten führte zu Verfassungsgesetzen, die das Territorium lange Zeit prägen sollten. Bernhard festigte die Landesherrschaft insbesondere durch eine Förderung der Städte im Hochstift.
In kaum einem Gebiet Westfalens hat es im Mittelalter eine ähnliche Dichte von Städten gegeben. Der „Paderbornische Hof- und Staatskalender“ von 1789 führte 23 Städte als stimmberechtigt im „Städtischen Kollegium“ des Landtages auf. Vier Hauptstädte: Paderborn, Warburg, Brakel, Borgentreich und 19 sonstige.
Oft waren es die jeweiligen Stadtherren, die sich zum Ausbau ihrer Machtposition des Instruments der Stadtgründung bedienten. Die Stadt konnte sowohl als profitable wirtschaftliche Investition, die über Abgaben und Zölle Gewinn bringen konnte, als auch als strategische Großfestung fungieren. Waren im früheren 12. Jahrhundert Kloster-, Stiftsgründungen und Burgenbau zentrale Mittel des Herrschaftsausbaus, so wurden es nun die Städte.
Parallel zur Entstehung neuer Städte und der Verdichtung des Städtenetzes wandelte sich die innere Verfasstheit. Die sich ausbildenden städtischen Selbstverwaltungsorgane suchten sich bald Autonomie vom Stadtherrn zu verschaffen.
In den ältesten Städten, etwa Paderborn, Warburg, Brakel, Höxter spielte dabei das so genannte Patriziat eine wichtige Rolle. Entstanden aus Freien aus dem Umland, der Ministerialität des Stadtherrn und der Kaufmannschaft bildete es eine bald vermögende Elite. Unter Führung des Patriziats gelang es vielen Städten, den Zugriff des eigentlichen Stadtherrn zu lockern oder ganz abzuschütteln.
Mit der Zeit entwickelte sich ein dichtes Netz aus Handelsorten, von denen sich 1246 Münster, Osnabrück (damals zu Westfalen), Minden, Herford und Coesfeld zu einem ersten Bündnis, dem sog. Ladbergener Städtebund, zusammenschlossen. Sieben Jahre später folgte der "Werner Bund", bestehend aus Soest, Dortmund, Münster und Lippstadt. Dies war der Anfang einer Allianz von Städten, die ab Mitte des 14. Jh.s zusammen mit weiteren regionalen Bündnissen in der Städtehanse aufging.
Zahlende und stimmberechtigte Mitgliedstädte der Hanse aus dem Bereich Ostwestfalen-Lippe waren Bielefeld, Brakel, Herford, Lemgo, Minden, Paderborn, Warburg und Wiedenbrück. Von, relativ gesehen, herausragender Bedeutung innerhalb des Hansebundes waren im Kreis dieser Städte seinerzeit wohl nur Paderborn und Lemgo.
Warburg und Brakel waren in der Hansestruktur Paderborn untergliedert und hatten keine große Bedeutung im Hansebund. Die Städte sind vielmehr ein typisches Beispiel für viele Mitglieder der Hanse, die innerhalb des Hansebundes ohne großes politisches Eigengewicht unter dem „Schutzschild“ der Hanse wirtschaftlich florierten und so lange Mitglied blieben wie es dem eigenen Vorteil diente